Absolut wichtig...
Du hast dich entschlossen dein Bestes zu geben, - prima!
Ich freue mich für dich.
Doch bevor es mit den Stimm-, Atem- und Sprechübungen losgehen kann,
möchte ich dir einige entscheidende Fragen stellen. Diese Fragen solltest
du für dich beantwortet haben, bevor du die nächsten Kapitel liest.
Drucke dieses Kapitel einfach aus und schreibe deine Gedanken in die vorgesehenen
Felder.
Es gibt zwei Sängertypen. Für die einen sind Noten wie ein Gesetz,
bindend und verpflichtend, sie müssen ganz korrekt eingehalten werden.
Ein starres Gerüst das Sicherheit gibt, aber auch einengt. Die anderen
sehen alles viel lockerer, für sie sind Noten Vorschläge, die
man annehmen und auch verändern kann. Die Darbietung soll gut sein,
aber nicht perfekt. Der Spaß an der Musik steht im Vordergrund.
Zu welchem Typ gehörst du? Bist du der/die perfekte und leistungsorientierte Sänger/in? Oder zählen bei dir der Spaß und die künstlerische Freiheit? Oder die Mischung? |
Ich hatte eine Musiklehrerin, eine liebe ältere Dame, die sich wirklich
ernsthaft bemühte ihr Wissen korrekt an ihre Studenten weiterzugeben.
Sie war sehr genau, diszipliniert und gewissenhaft. Sie fühlte sich
der Notation ver-pflichtet. Ihre Einstellung setzte mich unter Druck. Ich
fühlte mich eingeengt und verlor zeitweise sogar die Freude am Musizieren.
Ein gewisses Maß an Disziplin und korrektem Arbeiten ist in allen
Abschnitten der Gesangslaufbahn wichtig, nur so kann man ein tragfähiges
Fundament legen, auf dem man gelassen stehen kann, doch zu viel davon macht
unfrei und lähmt den Fluss der Kreativität.
Ich war jung und unerfahren, als ich den Unterricht bei ihr begann und habe
mich gebeugt, sie war ja schließlich die Lehrerin und die Erfahrene.
Doch nach drei Jahren fühlte ich mich meinem eigentlichen gesanglichen
Ziel ferner denn je. Der Druck ihrer Perfektion und Disziplin hatte mich
verbogen. Ich musste mich in den Musikabenden in einer Art präsentieren,
die mir nicht entsprach und Lieder lernen, die ich nicht verinnerlichen
konnte. Wann geht es los? Wann lerne ich endlich das, was ich eigentlich
will, fragte ich mich immer wieder. Ich bekam kaum Unterstützung darin
das zu entfalten, was in mir war und aus mir heraus wollte. Es interessierte
sie nicht wirklich wer ich war und wohin ich wollte. Unsere Vorstellungen
waren sehr unterschiedlich. Ich wollte keine Kantaten und Arien singen.
Jazz, Gospel und Popmusik, dafür war ich zu begeistern. Eine ganz andere
Welt. Ich machte mich auf die Suche: Beobachtete Musiker, verschlang Bücher
und Lehrmaterial und experimentierte solange bis mir klar war was ich tun
mußte um meine Vorstellungen umzusetzen.
Ich sage nicht, dass Klassik und Kirchenmusik nicht interessant oder erstrebenswert
wären, für diejenigen, deren Herz dafür brennt ist es das
sicherlich. Wenn dich diese Musik begeistert, dann will ich dich nicht davon
abbringen. Es gibt eine Opernsängerin deren Charisma und Ausdruckskraft
bewundere ich sogar: Danielle de Niese. Ich finde sie klasse, doch meine
gesangliche Welt ist es nicht. Schau dir einfach mal ihre website an, höre
sie singen und bilde dir deine eigene Meinung: www.danielledeniese.com
Vor dem Beginn der Stimmbildung solltest du unbedingt ehrlich beantworten
können wofür dein Herz brennt. Ist es Pop? Ist es Musical? Lobpreis,
Hip-Hop oder Klassik?
Was ist deine musikalische Welt? Welche Musikstile hörst und singst du leidenschaftlich gerne? |
Wenn du weißt welches deine musikalische Welt ist, dann suche dir als nächstes gezielt die Musiklehrer aus, bei denen du das lernen kannst was dich interessiert und begeistert. Gehe keinen Kompromiss ein, denn jeder Kompromiss führt dich auf einen unnötigen Umweg, der kostbare Lebenszeit und vielleicht sogar dein Ziel kostet. Allein was dich begeistert, kann die Begabung freisetzen die Gott in dich hineingelegt hat. Allein was in dir brennt, steckt andere an.
Leistungsorientierte Menschen brauchen Druck, es spornt
sie zu Höchstleistungen an. Perfektion ist ihr Ziel. Du kannst richtig
gut sein, aber niemals wirklich perfekt. Alle Menschen machen Fehler. Eigentlich
gibt es nur einen, der von sich behaupten kann perfekt und fehlerlos zu
sein: Gott, der Herr.
Perfekt sein ist ein falscher Anspruch, ein Ziel das nicht wirklich erreichbar
ist, es ist eine Lüge. Und wer ist der Vater der Lüge? Genau und
ihm wollte ich nicht dienen. Ich wollte Spaß an der Musik haben und
den mit meiner Stimme anbeten, der mir diese Stimme gab: Gott. Meine Motivation
ist es Gott zu dienen, ihm mein Bestes geben, auch wenn dies bedeutet, nicht
auf der Bühne zu singen, sondern unten im Publikum oder im Verborgenen,
daheim. Wenn ich für Gott singe, dann kann ich das überall und
zu jeder Zeit.
Meine Motive wurden geprüft, ich stand auf der Bühne, ich hatte
Beachtung und Erfolge, aber ich war auch ganz alleine mit dem Herrn in meinem
Zimmer, ohne Applaus, ohne öffentliches Interesse. Anfangs war es sehr
schmerzhaft für mich nicht auf der Bühne zu stehen. Musik war
doch mein Leben! - Genau das war aber das Problem. Jesus ist der Weg, die
Wahrheit und das Leben. Ich habe der Musik den Platz eingeräumt, der
eigentlich Jesus zusteht. Inzwischen spielt es keine Rolle mehr wo ich singe.
Ich kann Zuhause, alleine für den Herrn, genau so leidenschaftlich
singen wie vor einem großen Publikum. Der Beifall Gottes ist mir viel
wichtiger als der Beifall der Menschen und am Ende des Lebens ist alleine
Gottes Meinung entscheidend. Wir stehen alle einmal vor ihm und müssen
Rechenschaft ablegen. Es ist nicht so wichtig was wir alles geleistet und
zustande gebracht haben, sondern warum.
Was ist deine Motivation? Geld? Applaus? Beachtung? Gottes Herz erfreuen? Berühmt sein?... |
Band, Chor, Ensemble, Sologesang, Songwriting. Unterrichten, Veranstaltungen
planen, Tourneebegleitung, Studioaufnahmen, Lobpreisleitung, Kinderchor,
Musical... ich hatte die Möglichkeit viele Dinge auszuprobieren. Manches
lag mir, manches nicht. Einiges konnte ich von Anfang an gut, in anderes
bin ich langsam hineinge-wachsen. Und es gibt Dinge, die ich bis jetzt noch
nicht wirklich kann, wie z.B. Chorleitung. Es ist wichtig ehrlich zu sein
und den Platz für die Menschen freizumachen die eindeutig begabt sind
und unsere Schwächen exzellent ausfüllen können.
Wir sind alle mit unterschiedlichen Gaben ausgestattet und das gilt es in
Wertschätzung anzunehmen. Wir sollen einander dienen und ergänzen
mit den Gaben, die wir empfangen haben und auf keinen Fall aus Neid oder
falschem Ehrgeiz gegenseitig behindern. Meine Schwägerin Heidi ist
Chorleiterin mit Leib und Seele, sie ist quasi dafür geboren, sie füllt
meine Schwäche optimal aus. Es wäre töricht von mir ihr in
diesem Bereich im Wege zu stehen.
Leider haben nicht alle Musiker diese Haltung. Sei also nicht enttäuscht,
wenn dir Menschen begegnen die wen-iger begabt sind als du, aber das "Feld
nicht räumen" und die Wahrheit nicht erkennen wollen. Halte an
deiner Vision fest. Gib nicht auf.
Heidi und ihr Mann Kay veranstalten regelmäßig Gospelchor-Workshops.
Es lohnt sich mitzumachen. Informiere dich:www.heikaymusic.de
Was willst du lernen? Wo willst du dich hin entwickeln? Wo kannst du das Handwerkszeug dafür bekommen? Informiere dich, z.B. im Internet. |
Plane deine musikalische Zukunft. Verschwende deine kostbare
Zeit nicht mit der Illusion Künstler würden zufällig entdeckt
und aufgebaut werden. Das sind moderne Märchen. Warte nicht darauf,
dass ein Produzent oder Verleger kommt, dein Talent sieht und dich fördert.
Das ist die große Ausnahme, auch unter Christen ist dies leider nicht
anders. Viele haben nur die eigene Karriere oder die Absatzchancen ihrer
Produkte im Kopf und bemerken den Schatz an ihrer Seite meist nicht.
Freue dich über Hilfe von Dritten, doch erwarte sie nicht. Es "menschelt"
überall. Tue, stattdessen was du tun kannst. Verfolge dein Ziel. Gib
dein Bestes und für den Rest vertraue dem Herrn. Wenn es wirklich gut
für dich ist, wird sich dein Traum erfüllen. Wisse, wenn du Jesus
dein Leben geöffnet hast, wird er das verhindern, was deiner Seele
schadet und zustande bringen, was dich weiterbringt. Vertraue ihm. Er hat
den Überblick.
Nicht jeder kann jede Position einnehmen. Akzeptiere es und verbiege dich
nicht. Probiere aber so viel wie möglich aus, um deine Möglichkeiten
und Grenzen kennenzulernen. Wenn du nach dem Erproben weißt, dass
etwas nicht zu dir passt, dann lass es dir auch nicht aufdrängen. Und
umgekehrt, lass dir auch nicht ausreden, wovon du überzeugt bist, dass
es deiner Begabung und Lebensaufgabe entspricht. Lass dich auch nicht von
Furcht oder dem Minderwertigkeitsgefühl berauben, wenn du es wirklich
willst, dann wirst du es auch schaffen. Gib dir Zeit.
Bist du eine Frontfrau/ein Frontmann oder eher ein Backstage-Manager? Stehst
du gerne allein auf der Bühne oder bist du lieber Teil des Ganzen,
z.B. im Chor? Wo blühst du auf - im Studio oder bei der live performance?
Bist du ein Initiator oder eher jemand der Ideen anderer unterstützt?
Motivator auf der Bühne, der alle mitreißt oder Techniker mit
kühlem Kopf, der im entscheidenden Moment den richtigen Regler schiebt?
Was liegt dir?
Was liegt dir? Wo ist dein Platz im Konzertsaal? Was musst du lernen, um diesen Platz optimal auszufüllen? Informiere dich, z.B. bei Berufe.net Und dann: Tue es! |
Wenn du dir nicht sicher bist und die letzten beiden Fragen nicht beantworten
kannst, dann rate ich dir mit einem Chorprojekt wie Gospel-News auf Tour
zu gehen. Dort hast du die Möglichkeit manches auszuprobieren. Mehr
Infos unter www.gospelnews.com
Abschließende Gedanken
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